Lesetipps 

Zitat der Woche 

LESEN heißt mit einem fremden Kopfe, statt des eigenen, denken.

(Arthur Schopenhauer) 


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Tatort - Kritik zu "Kopfgeld" 

 

Tatort-Nr. 903, 9.3.14

Leichen pflastern seinen Weg

oder
Der ewige Manta-Fahrer

 

Einst hatte die ARD-Krimi-Serie Niveau. Sie leuchtete realistisch das Verbrechen bis in seine hintersten Winkel aus. Zugegeben: Das gelang nicht bei allen mehr als 900 Folgen in der mittlerweile über 43-jährigen Geschichte der Serie. Doch in den letzen Folgen war zu beobachten, dass das Konzept dem schnöden Privatfernseh-Zeitgeist geopfert wurde.

 

Ein völliger Fehlgriff ist der von Till Schweiger dargestellte Hamburger LKA-Ermittler Nick Tschiller. In seiner nun zweiten Folge geht es noch brutaler zu als bei der ersten. Aufgesetzte Knalleffekte und selbstverliebte - da künstliche - Dialoge strukturieren einen menschenverachtenden Pseudo-Thriller, der mit unserer Wirklichkeit nichts mehr zu tun hat.

 

Vulgäre Umgangsprache nicht nur bei den bis zum Überdruss klischierten Gangstern einer – natürlich – türkisch-kurdischen Bande, sondern auch bei den Polizisten. Gehen die Argumente aus, wird geballert, was das Zeug hält: Leichen pflastern Tschillers Weg, um dem Recht zu seinem Recht zu verhelfen.

 

Unterwegs auf dem Bildschirm sind nur vermeintlich „echte Kerle“ und „knallharte Macker“: Kasperle-Theater für ewig Pubertierende nach dem Motto „Rache ist Blutwurst“.

 

Jedes Klischee ist recht. Was bleibt: fehlgeleitetes Hollywood-Action-Kino am Sonntagabend. Einziger Lichtblick ist der Partner des ewigen Manta-Schauspielers Til Schweiger: Seine Namen, Fahri Yardim, sollte man sich merken & ihm sollte man die Hauptrolle im nächsten Hamburger Tatort geben.
(rd) 

 

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Tatort - News   

"Tatort"- Wiederholungen

 

Auch der "Tatort" entdeckt das Ermitteln im Internet - mehr hier

 

Der MDR bringt den "Tatort" nach Thüringen - mehr hier

 

Neues Revier für Dortmunder Vier - mehr hier 

 

Mordserfolgreich

"Tatort": NRW dominiert - auch dank viel Humor

(dwdl) - Der mit Abstand beliebteste "Tatort" kommt aus Münster - wohl auch, weil sich Jan Josef Liefers und Axel Prahl wohltuend von den anderen Ermittlern unterscheiden. Neben den Ermittlern aus Köln erhalten die Münsteraner bald weitere Kollegen aus NRW - mehr hier

 

Neue Tatort-Kommissare

Elisabeth Brück und Devid Striesow ermitteln in Saarbrücken -

mehr hier

 

Ein Fall pro Jahr: NDR verpflichtet Til Schweiger als "Tatort"-Kommissar
Der erste Fall soll im Sommer 2012 gedreht werden ... 

 

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Bücher ins Regal gestellt - Lesetipps aus dem Redaktionsbüro

Adrianus F. Th. van der Heijdens "Das Scherbengericht" (Suhrkamp)

Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen

Fiktionale Realität  

Polanski trifft Charles Manson. Unmöglich? Dieser Roman macht es möglich. Der Grundeinfall trägt über 1.200 Seiten: Der niederländische Autor inszeniert ein Zusammentreffen von Polanski mit dem Mörder seiner Frau Sharon Tate in einem kalifornischen Gefängnis im Jahr 1977/78. Der weltbekannte Regisseur muss wegen des Vorwurfes, Sex mit einer Minderjährigen gehabt zu haben, hier sechs Wochen unter falschem Namen absitzen; der paranoide Charles Manson sitzt lebenslänglich. An beiden wird eine Art Scherbengericht der griechischen Antike vollzogen. Van der Heijden rekonstruiert minutiös historische Fakten und vermengt diese äußert raffiniert mit literarischer Fiktion, die er in allen Facetten ohne Spannungsabfall ausbreitet.

    

Howard Jacobsons "Die Finkler-Frage" (DVA)  

Aus dem Englischen von Bernhard Robben

"Kennt Jud einen Jud nicht"  

JulianTreslove ist eine Figur der traurigen Gestalt. Er fristet sein Dasein als Darsteller für eine Doppelgänger-Agentur. Als er Opfer eines Straßenraubs wird, meint er vom Täter, eine Frau, als Jude beschimpft worden zu sein. Doch Julian ist kein Jude wie seine Freunde Finkler und Libor. Sein Selbstbild gerät ins Wanken. In einer geistreichen und amüsanten "Gratwanderung" reflektiert Jacobson mit viel Sprachwitz und süffisantem Sarkasmus jüdische Klischees und jongliert geschickt mit den Erwartungshaltungen der Leser. Im Zentrum des mit dem Booker-Preis ausgezeichneten Romans steht die bis ins Groteske gewendete Frage, was eigentlich das Jüdischsein ausmacht.

    

Daniela Kriens "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" (Graf)

Ein Buch der leisen Töne  

Eine Liebesgeschichte, ein Amour fou ereignet sich kurz vor und nach der Wende in ländlicher Idylle eines ostdeutschen Dorfes an der innerdeutschen Grenze: Die siebzehnjährige Maria lebt auf dem Hof der Eltern ihres Freundes. Sie ist jedoch fasziniert von dem auf dem Nachbarhof alleinlebenden vierzigjährigen Henner. Maria fühlt sichimmer mehr zu diesem charismatischen Einzelgänger hingezogen und beginnt mit ihm eine leidenschaftliche Liaison bis zur Selbsterniedrigung. Ein Debüt-Roman der großen Gefühle, ohne falsches Pathos, eindringlich wie sinnlich mit einfühlsamer Sprachkraft erzählt.